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Neue Kolumne von Owley

Das Ende der Fondue-Saison

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Der Frühling macht sich allmählich bemerkbar und mit seiner Ankunft endet die wohl schweizerischste aller Jahreszeiten. Als Schneesportnation leben wir für den Winter und die weisse Pracht. Ich bin zwar nicht so skiversessen wie viele meiner Kompatrioten, aber auch ich trauere dem Winter schon jetzt ein bisschen nach. Das liegt in erster Linie daran, dass mit dem Winter auch die Fondue-Saison zu Ende geht.

Als jemand, der den Sommer zelebriert, ist das Fondue für mich neben Glühwein, Kuscheln und Weihnachten die einzige Sache, die die kalte Jahreszeit erträglich macht. Natürlich könnte man jetzt einwenden, dass man sich auch im Frühling oder Sommer durchaus ein Fondue gönnen kann – schliesslich besagt sogar die Legende, dass das Fondue im Sommer von Sennen auf der Alp erfunden worden sein soll. Aber ganz ehrlich: Ich habe ausser den Touristen am Hirschenplatz in Zürich noch niemanden erlebt, der das macht.

A propos Touristen: Natürlich gibt es wie bei jedem helvetischen Kulturgut auch beim Fondue einige Regeln, die beachtet werden müssen, wenn man nicht kopfüber in eines unserer zahlreichen Binnengewässer geworfen werden möchte. Erstens gehört es sich beim Fondue nicht, statt Brot Kartoffeln zu verwenden. Wer etwas anderes behauptet, kriegt auf die Mütze. Umgekehrt ist übrigens auch Raclette mit Brot ein No-Go, aber das ist ein Thema für ein andermal.

Zweitens: Wer das Brot im Käse verliert, kommt dran. Ehrensache. Das hat nicht erst Asterix erfunden, sondern… nein gut, vielleicht hat es wirklich Asterix erfunden. Was weiss ich schon. Auf jeden Fall ist so ein Fondue eine gute Gelegenheit, um doofe Wetten abzuschliessen, die man – sofern man das Brot verliert – schon bald bereut, weil man sich mit Kirsch die Sinne wegsaufen oder sonst eine unmenschliche Strafe verbüssen muss.

Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass ein Fondue alles andere als eine harmonische Sache ist. Wer ein geselliges Käse-Mahl erwartet, ist naiv. Fondue ist Krieg, jeder ist auf sich selber gestellt. Wer das Fondue-Essen auf die leichte Schulter nimmt oder sich zu sehr ablenken lässt, bezahlt teuer. Ich muss zwar zugeben, dass ich noch nie erlebt habe, dass jemand an Ketten in den See geworfen wurde (vgl. Asterix bei den Schweizern). Leider.

Wenn der käsige Spass dann ein Ende gefunden hat, kommt der lustige Teil. Die Grossmutter, oder wie sie meine französischsprachigen Verwandten nennen: La Réligieuse. In meiner Familie entstand jeweils ein regelrechter Streit um die Käsekruste am Boden des Caquelons (ja, so schreibt sich das – und wehe, ich höre je, wie das einer von euch „Topf“ oder „Pfanne“ nennt!). Es soll ja auch Leute geben, die bevor der Käse ganz weg ist, noch ein Ei in die Pfanne geben und dann ein käsiges Spiegelei braten. Klingt irgendwie noch geil.

Aber eben, das ist alles jetzt erst einmal wieder für eine Weile passé. Der Winter ist vorüber, die Fondue-Saison wurde letzte Woche offiziell ausgeläutet (will heissen, wir haben Fondue gemacht und gesagt „ist vermutlich das Letzte“). Das nächste Fondue kommt bestimmt, bis dahin ist das einzige was schmilzt, meine Wenigkeit.
In der Sonne.

Der Zürcher Künstler Owley Samter (Website) schreibt und illustriert in seiner Kolumne über die Unterschiede und Vorurteile zwischen der Schweiz und Deutschland.

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