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Neue Kolumne von Rainer Maria Jilg

Trump und die Medien

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Ich kann es nicht mehr hören, ALTERNATIVE FAKTEN!?! What the fuck!
Trump ist noch keinen Monat im Amt und schon ist es schlimmer, als erwartet. Die USA und die Welt am Ende? Hmmm. Oder nur ein bisschen am Arsch? Oder alles gar nicht so schlimm? Oder endlich so, wie es eigentlich sein sollte?

Das ist definitiv Betrachtungssache. Es gibt die Wähler von Trump, die jetzt ziemlich happy sein müssten, weil endlich ein starker Führer das macht, was er versprochen hat. Das müssten ca. 50% der Amerikaner sein. Gut, die andere Hälfte fühlt sich halt wie in einem falschen Film. Der Film ist grausam, hat eine unmögliche Besetzung, eine schaurige Handlung und ein Happy End nicht in Sicht. Wenn der Plan von Trump und seiner Regierung die Spaltung der Gesellschaft war, dann ist er bisher aufgegangen. Aber das ist ja noch lange nicht alles. Der Kampf gegen die Medien wurde selten so offen ausgelebt und angeheizt, wie in den letzten Tagen. Eigentlich ist es ein Frontalangriff auf die Pressefreiheit. Ich hab mir ein paar Pressekonferenzen und Interviews angeschaut und zwar in ganzer Länge (einige sind ungeschnitten im YouTube Channel des Weißen Hauses). Ich komme mit der Art, wie mit etwas kritischeren Fragen umgegangen wird, überhaupt nicht klar. Da ist eine Grenze des „keinen Respekts“ überschritten. Natürlich mag Trump z.B. CNN oder die Huffington Post nicht. Das sagt er knallhart ins Gesicht der Reporter, behandelt sie wie kleine, aufmüpfige Kinder. Ich mag beide Medien auch nicht besonders, CNN spielt für mich kaum eine Rolle und die Huffington Post ist für mich keine ernstzunehmende Seite. Aber trotzdem macht mir der Ton ein klein wenig Angst. Denn der Umgang mit Menschen im Generellen steht auf dem Spiel.

Man liest von einem Erstarken des Rassismus in den USA (und bei uns ja seit 2015 auch). Diskriminierung wird vom „mächtigsten Mann der Welt“ salonfähig gemacht. 50% der Amerikaner sagen: Richtig so, endlich sagt es mal jemand. Die anderen 50% haben Argumente und Beispiele, dass das alles falsch und gefährlich ist. Dazu kommen noch unglaublich unwichtige Streitpunkte, wie die Größe der Hände von Trump oder die Zahl der Besucher seiner Vereidigung. Warum ist ihm das denn so wichtig, dass sich sein Pressesprecher hinstellt und vollkommen falsche Zahlen als Fakten verkündet. Warum schaut Trump einen Animationsfilm für Kinder, während Kinder an Flughäfen festgesetzt werden wie Verbrecher, nur weil sie Migrationshintergrund haben? Natürlich gibt es Proteste an Flughäfen und in den Städten.

Kritiker der Medien in Europa sagen, man würde sich hier auf ein paar wenige Demonstranten stürzen und so tun, als wäre das überall in den USA. Ist es nicht, aber ich frage mich plötzlich auch immer mehr, ist das Bild, was wir gezeichnet bekommen wirklich wahr? Was ist wahr? Ich beobachte eine unnötige Hysterie bei uns Medienschaffenden. Jede noch so kleine Geste, Behauptung oder Unterschrift wird sofort gehyped und oft überbewertet. Ich sage nicht, dass man nicht zeitnah alternativen Fakten, oder besser Lügen, entgegentreten muss, aber überlegt, angemessen und gut recherchiert. Ich verzweifle regelmäßig an den schlechten Berichten der Journalisten hierzulande. Jeder Fehler spielt den Falschen in die Hände. Vertrauen aufzubauen wird so immer schwieriger. Viele online Medien schreiben auch einfach voneinander ab. Da bekommt man schnell das Gefühl, alle wären gleichgeschaltet. Und wenn man dann einen Blog liest, auf dem alternative Fakten geliefert werden, springen viele direkt darauf an.

Warum man allerdings heutzutage auf der anderen Seite mit Lügen so gut durchkommt, werde ich nie verstehen. Als Satiriker kann man eigentlich aufgeben. So wie die Macher von South Park, die meinten, die Realität sei viel lustiger als das, was sie sich ausdenken könnten. Saturday Night Live zeigt hingegen, wie man es trotz der neuen Umstände machen kann. Sean Spicer und Donald Trump bekommen es mit top Hollywood-Stars zu tun. Ob solche Parodien irgendetwas bewirken, mag ich bezweifeln. Es bekräftigt die, die schon eh glauben, dass sie im falschen Film sitzen. Die anderen sehen es so, dass die Medien nicht die Wahrheit berichten.

Eine Frage stelle ich mir: War das schon immer so? Merken wir es jetzt nur stärker?
Wäre das alles nicht so traurig, wäre es echt lustig.

Moderator Rainer Maria Jilg (Website) aus München schreibt regelmäßig über Dinge, die ihn bewegen und schenkt Einblicke in seinen beruflichen Alltag.

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