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Punk is dead.

Meine Woche (181)

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Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ja von dem furiosen Bundesliga-Top-Spitzen-Fußballspiel schlechthin berichten, aber das ist gestern ja bekanntlichermaßen leider ausgefallen. Schade. Dafür hatte die Woche aber zwei stattgefundene Highlights für mich parat, bei denen ich Stars endlich mal wieder getroffen haben. Auf Sitzplätzen in etwas weiterer Entfernung. Dabei hat sich beiderweise offenbart, dass die anarchischen Punk-Zeiten irgendwie tot zu sein scheinen…

Meine letzte Woche

Mittwoch ging es nach viel zu langer Zeit endlich mal wieder zu Panic! At The Disco. Gehörte das irgendwann um 2012 in Hamburg erlebte Konzert zu einer meiner besten musikalischen Erinnerungen, hat sich diesmal dann doch offenbart, dass sich alles stetig verändert und das nicht immer gut sein muss. „Damals“ war Panic! tatsächlich noch eine Band, hat im etwa 1.500 Besucher fassenden Docks gespielt und Früher-Frontmann und Jetzt-Ein-Mann-Band Brendon Urie hat den Esprit und Spucke versprühenden Rockstar gegeben. Schweiß von der Decke, Muskelkater vom Tanzen in den Beinen und blaue Flecken an den Ellenbogen vom Pogen – so war das und so muss das sein.

Einige Jahre später ist er nun also alleine da, in der f-ing Mercedes Benz Arena, in die mal eben 17.000 Leutchen passen würden und bestimmt auch 15-16.000 da waren. Wie sehr Brendon Urie „Pop“ im Sinne von „populär“ und „Popstar“ geworden ist, zeigt neben der Zusammensetzung des enorm weiblichen und jungen Publikums auch die Songauswahl. Lediglich die zwei „Must Play“-Hits der ersten beiden Alben wurden gespielt, ansonsten wurde so ziemlich alles aus der damaligen Band-Phase ignoriert. Stattdessen gab es etliche Songs vom aktuellen und einige des vorherigen Albums, die jetzt nicht schlechte Musik bereitstellen, aber was da für frühere Knaller gegen heutige B-Seiten ausgetauscht wurden, schmerzt schon sehr.

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Dazu hat der wehrte Herr kein einziges Mal in die Luft gespuckt. Nicht, dass das für mich ein Qualitätsmerkmal bei einem Konzert wäre, eher im Gegenteil, aber diese verrotzte Rocker-Attitüde ist glattgestriegeltem Glamour gewichen. Das vergoldete Mikrofon in der Hand, gold-schimmerndes Sacko über den Schultern (bis nach einigen Entkleidungs-Ebenen zur Zugabe nur noch der nackte Oberkörper zu sehen war) und etliche Show-Effekte. Das ist natürlich irgendwo unterhaltsam und hin und wieder auch sehr cool, es ist aber mehr Show denn Konzert. Dass er dazu gefühlt in jedem Song mehrere Male an nicht immer passenden Stellen beweist, wie wunderbar kraftvoll seine Kopfstimme ist, nur in dem Wissen, dass das Publikum auch nach dem siebzehnten Mal noch euphorisch aufjubelt, ist da auch nicht wirklich zutragend…

Verklärung, Nostalgie und Co. beiseite geschoben – schlecht war das Konzert nicht, aber es ist halt nicht mehr das Gleiche wie Früher. Daher mal wieder der Appell: Wenn ihr eine Band gut findet, schaut sie euch so früh wie möglich live an. Wer weiß, was für Konzerterfahrungen euch sonst durch die Lappen gehen.

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Kommen wir zum zweiten „Punk is dead“-Beispiel der Woche: Bela B. Felsenheimer. Einige mögen den Herren noch als Trommler der sehr guten Band „Die Ärzte“ kennen. Da aber in der Regel ohne den Nachnamen. Der hat aber seinen Grund, denn der wehrte Herr ist jetzt Autor. „Bestseller-Autor“, um genau zu sein, denn sein Debütroman „Scharnow“ (Partnerlink) befindet sich auf der Bestsellerliste des Spiegel. Und das ist auch alles vollkommen in Ordnung (sage ich jetzt einfach mal so, ohne sein Buch oder auch nur eines der anderen gelesen zu haben). Was mich etwas irritiert hatte war, wie wenig Anarchie im eigentlichen Punk-Rocker Bela B. in dieser Lesung steckte – und wie viel Buchverkäufer.

Freitag haben wir ihn im Berliner Pfefferberg Theater lesen und vor allem reden hören. Das war auf seine Weise schon irgendwie anarchisch, weil es nicht einfach nur gelesen hat, sondern viele unterhaltsame bis plumpe Dinge drumherum gemacht hat. Vermutlich auch durch die Tatsache intensiviert, dass es seine zweite Lesung am gleichen Abend war, hat er viel Blödsinn mit uns Publikum gemacht, was ebenfalls vollkommen in Ordnung ist. Nur hat er mir etwas zu oft gesagt, dass er ja „Bestseller-Autor“ ist und wir alle angedeuteten Dinge in seinem mit Autoverkäufer-Handgeste präsentierten Buch zu lesen bekommen, wenn wir ihm doch (BITTEEEEE!) einen blauen Schein in die Hand drücken, und dass er die vor „ihm“ in der Bestsellerliste befindlichen Romane ja total schätzt UND(?) sich freut, sie bald lesen zu können (denn er hatte auch die dabei und immer mal leicht nervös in die Hand genommen).

Nein, irgendwie hat man zu sehr gemerkt, dass er so eine Lesereise noch nie gemacht hat, aber eben jetzt doch als Autor ganz ernst genommen werden möchte – dabei aber Kotzgeräusche gleich mehrfach wiederholt einspielt, weil die Dame in der ersten Reihe da so schön die Ohren zuhält. Vielleicht lag es an der auf der Bühne frisch gemixten „Mische“ (55% Fanta, 45% Korn), aber das war eine etwas seltsame Erfahrung.

Darauf freue ich mich!

Puh, dafür, dass das nur zwei Punkte waren diese Woche, war ich doch erstaunlich schreibselig unterwegs… Daher in Kürze: Samstag geht es zum Bonaparte-Konzert, Sonntag wird mit Hamburg-Freunden gebruncht. Yeeha!

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