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Interview mit Frontmann Ingo Knollmann

kurzweil-ICH: Donots

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Letzte Woche noch das Review zu Karacho, dem kommenden Album der Donots, jetzt ein Interview mit Frontmann Ingo Knollmann. Der Sänger und Songwriter der Truppe beantwortet mir im kurzweil-ICH-Interview einige Fragen zum ersten Album der mittlerweile über 20-jährigen Bandgeschichte, das durchweg auf Deutsch getextet worden ist.

Dabei bekommen wir nicht nur einige Besonderheiten im Umgang mit der „neuen“ Sprache zu hören sondern wissen nun auch, was das Album mit Heino oder auch Pegida zu tun hat.

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Am 20. Februar erscheint mit „Karacho“ euer erstes Album mit deutschen Texten. Wieso hat das rund 20 Jahre gedauert?

Das hat lustigerweise tatsächlich genau mit unserem 20. Geburtstag zu tun – zu diesem Anlass haben wir nämlich als Special, Geschenk und Dankeschön gemeinsam mit unserem Freund Tim (McIlrath von RISE AGAINST) den ersten deutschsprachigen DONOTS-Song aufgenommen und veröffentlicht. Bei den dazugehörigen Songwriting-Sessions entstanden innerhalb einer Woche plötzlich sieben weitere Songs, die so direkt und drängend waren, so viel Haltung hatten, dass wir unbedingt in diese Richtung weiterforschen wollten. Und am Ende ist aus dem Bock am Musikmachen dieses Album geworden.

Gebt zu, ihr habt das doch nur gemacht, damit Heino euch demnächst covern kann, oder?

Falsch! Wir haben das nur gemacht, damit WIR demnächst mal Heino covern können. In. Your. Face.

Jetzt mal im Ernst: Hattet ihr Angst, dass ihr durch den Sprachwechsel plötzlich nicht nur im CD-Regal neben Deutsch-Pop-Größen wie Revolverheld oder Juli landet? Stichwörter: Schmalz, Fan-Vergraulung, Stocksteife.

Genau aus dem Grund habe ich es mir echt nicht leicht gemacht mit den Texten und ziemlich genau zu analysieren versucht, warum mich Slime, …But Alive, Dackelblut oder Muff Potter textlich ansprechen, der durchformatierte Großteil der Radiolandschaft aber eben nicht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Letzteres einfach aufgeblasene Zuckerwatte-Musik ist, die an unangenehmen Themen vorbei singt und sich gerne im Kitsch auf den eigenen Füßen rumsteht. Meine liebsten Deutschpunk-Platten haben Teenage-Angst, stellen Fragen und schreien ziemlich klar heraus, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Ich wollte also Texte schreiben, die keine Fragen zu Haltung, Positionierung und Richtung offen lassen und einfach direkte Ansprache sind. Soweit ich das sagen kann, ist die Mission glaube ich ganz gut gelungen. Das Feedback, was wir bis dato bekommen, ordnet uns jedenfalls nicht bei Radio-Popmist ein.

Beim Track „Kopf bleibt oben“ bekommt man plötzlich die englische Phrase „I don’t wanna grow up“ zu hören – die erstaunlich fehlerhaft und reingepresst für das gerade ans Deutsche gewöhnte Hörer-Ohr wirkt. War da der deutsche Sprach-Schatz etwa zuende?

Ich mag es, wenn Bands in ihren Songs Wortspiele benutzen und vor allem auch den Hut ziehen in Richtung anderer Platten. In diesem Fall wollte ich einfach das gute alte Ramones- und Descendents-Credo benutzen und fand es besser, das in der Originalsprache zu belassen. Das war also eine durchaus bewusste Entscheidung. Bei „Das Ende Der Welt Ist Längst Vorbei“ wiederum hab ich ganz bewusst „How Could Hell Be Any Worse?“ von Bad Religion auf Deutsch übersetzt, weil ich mir die Frage in Landessprache noch nie gestellt hatte.

In wie fern hat sich das Songwriting (oder auch das Arrangieren) unterschieden im Vergleich zu den Alben zuvor?

Songwriting und Texten hat sich dieses Mal in beide Richtungen beflügelt. Früher haben wir beides unabhängig voneinander gemacht und ich habe letztenendes den Text auf die Melodie gemünzt. Dieses Mal war es auch so, dass ich einen Text komplett geschrieben hatte, um ihn dann den anderen Jungs mit der Frage „Was für einen Song könnten wir dazu schreiben?“ zu präsentieren. Abgefahrenerweise ist es uns mit der deutschen Sprache aber wieder viel leichter gefallen, direkte, nach vorne gehende Songs zu schreiben. Vielleicht ist daran auch die Vielsilbigkeit und Härte der deutschen Sprache nicht ganz unschuldig.

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Sind Themen bewusst jetzt aufgenommen worden, weil ihr sie auf Deutsch schlichtweg besser formulieren könnt?

Darüber hab ich mir ehrlich gesagt keine großen Gedanken gemacht. Ich schreibe einfach immer im selben Moment drauf los, wo mich gerade irgendwas beschäftigt. Ich denke, dass die Inhalte eher meiner jeweiligen Situation und Laune einer Thematik gegenüber geschuldet sind. Soviel lässt sich aber sicher sagen: Im Deutschen lassen sich prima Wortspiele konstruieren.

Wir müssen natürlich auch über „Dann ohne mich“ sprechen. Ist der Text eine bewusste Antwort auf Bewegungen wie Pegida oder davor bzw. parallel dazu entstanden?

Der Song und sein Text war in der Tat schon weit vor der Pegida-Geschichte fertig aufgenommen und eingesungen. Daran lässt sich glaube ich ganz gut aufzeigen, dass das Problem stets brandaktuell bleibt. Der braunen Scheisse wächst halt lediglich immer mal wieder ein anderer neuer Kopf, um die Idioten zu sich zu rufen. Du könntest auch „Schweineherbst“ von Slime oder „Natalie“ von …But Alive nennen. Auch die passen auf die Pegida-Thematik. Es ist genauso beeindruckend wie traurig, wie aktuell sich diese Texte lesen.

Wähle eines aus: fortan singen die Ärzte auf Englisch, Itchy Poopzkid auf Deutsch oder Casper rappt auf Englisch?

Dann nehme ich Itchy Poopzkid auf Deutsch, weil die im Alltag schon so einen so merkwürdigen Dialekt sprechen, dass ich immer direkt lachen muss, wenn Sibbi und Co nur den Mund aufmachen!

Das nächste Album: Deutsch oder Englisch?

Mal schauen. Vielleicht auch beides. Wir nehmen dieser Tage die „Karacho“ auch nochmal in Englisch auf für einen Release und eine Tour in Japan im Mai und hoffentlich auch für die nächste US-Tour. Beide Sprachen machen Spaß, keine Frage. Ich bin allerdings einfach sehr gespannt, wie sich das auf Konzerten anfühlen wird. Wie direkt man die Leute mit den Songs erreicht, wie sich Englisch und Deutsch in der Setlist mischen und und und…

Immer meine letzte Frage – und nie besser passend zum Bandnamen gewesen: Was macht ihr, wenn euch langweilig ist?

Ich sprech da jetzt mal für mich persönlich – ich gehe sehr oft Joggen und habe neulich meinen ersten Halbmarathon geschafft. Dabei höre ich dann meine Lieblingsplatten. Und ansonsten bin ich großer Videospiele-Fan und habe, so oft es geht, ein Joypad in der Hand. Aaaaaaaber: Uns wird ja nie langweilig, weil wir ja neben der Band auch weiterhin noch mit Solitary Man Records unser eigenes Label sind. Das ist zwar bei der Universal angedockt, aber einen Großteil der Arbeit machen wir natürlich trotzdem und mit absoluter Hingabe selbst. Willst Du, dass was passiert, dann mach es am besten immer selbst! Dankeschön für das Interview!

Ich habe zu danken!

(Bilder von Patrick Runte)

2 Kommentare

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