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Neue Kolumne von Junior-Bloggerin Livia

Gedanken einer 16-Jährigen: Essener Tafel

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Die Diskussion um die Essener Tafel war auch bei uns in der Schule ein großes Thema. Selten habe ich so lebhafte Diskussionen erlebt wie über dieses Thema, auch aufgrund der Aussage von Herrn Spahn von der CSU. Mir war bisher nicht bewusst wie viele Tafeln es in Deutschland überhaupt gibt und dass so viele Menschen darauf angewiesen sind. Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt und trotzdem gibt es 937 Tafeln mit mehr als 2.000 Ausgabestellen.

Die Essener Tafel hatte Folgendes auf ihrer Homepage veröffentlicht:

„Da Aufgrund der Flüchtlingszunahme in den letzten Jahren, der Anteil ausländischer Mitbürger bei unseren Kunden auf 75% angestiegen ist, sehen wir uns gezwungen um eine vernünftige Integration zu gewährleisten, derzeit nur Kunden mit deutschem Personalausweis aufzunehmen.“

Herr Spahn (CDU) aus der neuen Bundesregierung sagte in einem Interview bei Zeit Online, dass Deutschland eines der besten Sozialsysteme der Welt hat und die gesetzliche Grundsicherung genau bemessen und regelmäßig angepasst wird. Außerdem müsste niemand hungern, wenn er nicht zur Tafel geht. Diese Aussage von Herrn Spahn empfinde ich ziemlich herablassend, besonders, wenn man bedenkt, dass mehr als 60.000 freiwillige Helferinnen und Helfer bei den vielen Tafeln in Deutschland ehrenamtlich arbeiten. Ich frage mich da jetzt schon, wie diese Aussage mit der Diskussion darüber zusammenpasst?

Aber grundsätzlich finde ich es erst einmal gut, dass über das Thema in der Politik und öffentlich verstärkt diskutiert wird, denn so gibt es eine Chance, die Armut bei uns in Deutschland besser zu bekämpfen. Denn es sollte die Aufgabe des Staates sein, dafür zu sorgen, dass niemand angewiesen ist, zu einer Tafel zu gehen. Als eines der reichsten Länder der Welt sollte es keine freiwilligen Helfer geben müssen, bedürftigen Menschen Lebensmittel auszugeben. Klar, im Durchschnitt geht es uns in Deutschland super. Aber ich muss nur mal durch unsere Fußgängerzone gehen und die Augen aufmachen, um zu sehen, dass es sehr viele Unterschiede gibt. Da sieht man Menschen mit den teuersten Klamotten und daneben Menschen, die an einer Hausecke am Boden sitzen und betteln.

Jetzt hat die Tafel diese Entscheidung getroffen, weil es ausländische Mitbürger gab, die sich vordrängelten und sich nicht zu benehmen wussten. Durch ihre Entscheidung vermitteln sie aber den Eindruck, dass sich alle ausländischen Mitbürger – im Gegensatz zu allen Deutschen – nicht benehmen könnten oder wollten. Dass es zwischen den ganzen Menschen aus den verschiedenen Herkunftsländern und Religionen Probleme geben kann, ist doch nichts Neues. Aber zu behaupten, dass nur Flüchtlinge sich nicht an Regeln halten und alle Deutschen vorbildlich leben, das finde ich einen riesigen Schwachsinn und hat nichts mit der Realität zu tun.

Ich finde es total richtig, wenn jemand ausgeschlossen wird, wenn er sich nicht an die Regeln hält. Egal ob dieser aus Deutschland kommt oder ein Flüchtling ist. Deswegen finde ich es auch nicht gut, dass die Essener Tafel alle ausländische Mitbürger ausschließt und begrüße es, dass sie diese Entscheidung wieder zurückgenommen haben. Das sollte man alles anders behandeln, weil es einfach nicht fair ist. Genau so, wie ich es hasse, wenn man sagt, alle Blondinen seien doof. Das ist der gleiche Blödsinn.

Ich stelle mir ein Deutschland vor, in dem es keine ehrenamtliche Helfer braucht, die Lebensmittel an Bedürftige verteilen. Es muss doch möglich sein, es geht hier um Lebensmittel, also um das Mindestgrundbedürfnis. Trotz der für mich bedenklichen Aussage von Herrn Spahn hoffe ich, dass sich die Politik mehr darum kümmert und die Realität endlich gesehen wird, im Optimalfall auch von Herrn Spahn.

Als Abschluss und mit einen kleinen Augenzwinkern hätte ich noch einen Vorschlag: Vielleicht hat Herr Spahn mal Lust bei der RTL Sendung „Undercover Boss“ mitzumachen und eine Woche in verschiedenen Tafeln ehrenamtlich mitzuarbeiten. Die Sendung gibt es jetzt eh auch als Promi-Version und nach einem halben Jahr Regierungsfindung spielt diese Woche auch keine Rolle mehr.

Gedanken einer 16-Jährigen: Essener Tafel jens-spahn-undercover-boss

Bild (Original links): Olaf Kosinsky (wikiberatung.de), Lizenz: CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons.

Junior-Bloggerin Livia (Website) aus München ist trotz ihrer jungen Jahre bereits eine alte Häsin hier. Als Erste Kolumnisten ist sie bereits seit September 2015 hier aktiv und schreibt monatlich über gesellschaftliche Dinge aus der Sicht einer modernen Jugendlichen.

4 Kommentare

  1. Pingback: Lesenswerte Links – Kalenderwoche 12 in 2018 - Ein Ostwestfale im Rheinland

  2. Milan M. says

    Hallo,
    ich finde deinen Beitrag interessant und stimme mit allen Punkten über ein. Das dieses Thema in Schulen diskutiert wird finde ich richtig und wichtig. Die Äußerungen von Herrn Spahn sind mehr als nur herablassend. Sie sind realitätsfern.
    LG
    Milan

  3. Tom says

    Schöne und korrekte Ansichten, auch wenn etwas Zeit seitdem vergangen ist. Mich wundert es nur, dass die Idee mit dem Undercoverboss noch nicht gestohlen wurde :)

  4. Pingback: Meine Kolumne für das Online-Magazin LangweileDich.net – Livia Josephine Magazin

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