Eigentlich sollte es auch der hinterletzte Nicht-warhhaben-Woller mittlerweile mit Blick auf die Nachrichten oder gar den eigenen Garten endlich geschnallt haben: Der Klimawandel steht nicht nur vor der Tür, er hat bereits den ersten Schritt ins Haus gemacht. Das zeigen Daten allerorts. Doch, was kann man gegen den drohenden Worst Case machen? Noch kann man ihn zumindest mal abmildern, damit spätere Generationen noch immer Schleswig-Holstein ohne Taucher-Ausrüstung besuchen können.
Individuell können wir alle etwas tun. Das bringt einzeln betrachtet jetzt nicht super-viel, aber Kleinvieh macht auch Mist, die Menge macht’s und letztlich kann ein veränderter Lifestyle sich auch gesellschaftlich übertragen. Doch das bedeutet auch immer wieder, persönliche Opfer zu bringen. Wie umweltfreundlich handeln Deutsche eigentlich mittlerweile?
Umweltbewusstes Handeln in Deutschland
Zum „Earth Day 2023“ hatte CyberGhost VPN eine Umfrage unter 1.000 deutschen Staatsbürger:innen durchführen lassen, die einen groben Eindruck darüber vermittelt, wie sich das Umweltbewusstsein der deutschen Bevölkerung in ihrem Handeln zeigt. Denn progressive Gedanken und grüne Ambitionen sind schon mal super, aber eben noch nichts Konkretes. Taten sagen mehr als Worte (diesbezüglich müssen wir uns auch bewusst machen, dass Umfrage-Antworten zumeist ein leicht ins Positive verzerrtes Bild darstellen).
Einige Aspekte, wie „Das Licht ausmachen, wenn man nicht da ist“, dürfte bereits seit Jahrzehnten im Bewusstsein sein, aber vor allem durch die steigenden Energiepreise an Aktionismus gewonnen haben. Daran merkt man auch schon, dass Motivation vor allem dann vorhanden ist, wenn man selbst direkt von den negativen Konsequenzen betroffen ist. Auch das Kaufen gebrauchter Ware spart letztlich Geld. Und die Nutzung elektronischer Rechnungen ist schlicht angenehmer (und war mir bislang als klimabewusstes Handeln gar nicht wirklich bewusst, aber klar – Papier und Transport gespart).
Der gesenkte Fleischkonsum ist schon deutlich beachtlicher, wie ich finde. Da geht natürlich auch die Minderung des Tierleids mit rein, aber das hat früher auch wenige(r) interessiert. Schöne Entwicklung.
93 % der Befragten haben angegeben, dass sie bereit wären, der Umwelt zuliebe eine Strecke von bis zu 300 Metern zu Fuß zurück zu legen. Puh, das ist dann doch ernüchternd. Meiner Meinung nach sollte alles, was unter einem Kilometer lang ist, gelaufen werden können (so die Zeit es zulässt, versteht sich). Und darüber hinaus wäre das Fahrrad eine super Option. Wird die Strecke noch länger, kann zumindest in Großstädten der Nahverkehr behilflich sein. Da braucht es für viele eigentlich gar kein eigenes Auto.
Und wenn Auto, dann elektrisch? Ja, der Autohandel befindet sich im Wandel, aber das dürfte noch ein paar Jahre dauern, bis die Verbrenner komplett ausgemerzt sind. Aber diesbezüglich wurde ja zumindest gesetzlich auch schon einmal vorgearbeitet.
Und was hindert die Leute nun daran, umweltbewusster zu handeln? Klar, vor allem zwei Dinge: Geld und Wissen. Letzteres ist verhältnismäßig einfach zu ändern. Aufklärungskampagnen, kleine Beiträge wie dieser hier, oder schlicht das gute alte Weitersagen in Gesprächen helfen. Die Kostspieligkeit umweltbewusster Investitionen lässt sich da schon schwerer regeln. Staatliche Subventionen zur Kostenreduzierung sowie Lohnanpassungen der unteren und mittleren Gesellschaftsschichten oder gar Boni für entsprechende Entscheidungen würden hier den Unterschied ausmachen.
Politik muss agieren!
Was jede:r Einzelne von uns macht, bringt in Summe natürlich auch was, vor allem muss aber auch die Industrie mitspielen. Und damit da mehr als ein paar green-washige Vorzeige-Projekte und angeblich total ambitionierte Ziele für irgendwann mal dabei rausspringen, muss die Politik einschreiten. Nur Beschränkungen, Besteuerungen, Belohnungen und andere (gerne auch nicht mit dem Buchstaben „B“ beginnende) rechtliche Bestimmungen (ha, doch noch eines!) können zu einem signifikanten Wechsel führen, was zum Beispiel den Ausstoß von CO2 anbelangt. Da können wir sonst noch so viele Bambus-Zahnbürsten im Badezimmer haben.
Dabei gibt es ja bereits einige erfolgreich umgesetzte Aktionen und Konzepte, die zeigen, dass umweltbewusstes Handeln nicht „unsexy“ und langweilig sein muss. Ganz im Gegenteil: Der Kampf gegen den Klimawandel bietet auch etliche Chancen. Sogar wirtschaftlich! Und gerade damit müsste man FDP und Co. doch eigentlich umstimmen können. Denn ein Land der Ingenieur:innen, wie Deutschland es ist oder noch sein möchte, hätte ich gerne als Vorreiter erlebt. Smarte Erfindungen können da einen ganz eigenen Markt eröffnen. Aber nein, man bleibt – bislang zumindest – sturr am alten Erfolgsmodell Automobil-Industrie kleben. Bis alle anderen an uns vorbeigezogen sind und wir zwar ein paar Jahre mehr aktuellen Wohlstand „genießen“ durften, dafür aber auf lange Sicht durchgereicht werden.
Artikelbild: Markus Spiske
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