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Die Chronik eines Umzugs

Meine Woche (76)

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Vergangene Woche hatte ich euch noch vom „T-14 Stunden-Countdown“ erzählt, bis die Möbelpacker kommen sollten. Eigentlich entspannt, am Ende wurde die Zahl hinter dem „T“ aber doch erschreckend klein und der Rattenschwanz an zu erledigenden Dingen, quälenden Entbehrungen und hoffnungszerreißenden Enttäuschungen länger und länger. Daher geht es dieses Mal etwas kleinteiliger im Ticker-Stil durch meine Woche. In der habe ich übrigens deutlich mehr Stories auf Instagram gemacht, als es hier oder dort Bilder gibt. Reinschauen!

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Meine letzte Woche

Montag, 04:40 Uhr

Mein von Müdigkeit durchströmter Körper weiß die einfachsten Dinge in rekordverdächtiger Langsamkeit und Falschheit zu bewältigen. Die letzten Putz- und Rumräumarbeiten schiebe ich verfluchend auf den bestimmt ähnlich müden Maik von „Morgen“, dazu komme ich mit den Tagen durcheinander und plane die nachts (anstatt wie sonst Sonntagabends) zusammengeklöppelte Bilderparade auf „morgen“, was ja faktisch bereits Dienstag ist. Als Letztes werden Rechner und Router abgebaut – SCHLAF!

Montag, 07:30 Uhr

Ich stehe auf. Also, rein körperlich, der Geist schlummert noch eine Weile. Aber kein Problem, die für 8 Uhr erwarteten Möbelpacker kommen einfach erst um kurz nach Neun – easy. Also räume ich den letzten Kram herum und versuche irgendwie wach zu werden.

Montag, 13:30 Uhr

Das Umzugsteam ist weg. Die Möbel sind weg. Das Internet ist weg. Wuaaah! Ich beginne mit meiner fortan die komplette Woche andauernden „ein bisschen was am Handy arbeiten, ganz viel in der Wohnung arbeiten, ein bisschen was über den Personal Hotspot vom Handy arbeiten, …“-Lebensweise.

Montag, 18:00 Uhr

Weitere potenzielle Nachmieter schauen sich die Wohnung an. Problem: Kein Schwein scheint Inserate zu lesen, egal WIE FETT MAN DA REINSCHREIBT, DASS MIETVERTRAGSBEGINN AB 01.03. PFLICHT IST! Dazu merklicher Ausländeranteil, der mir komplett wurscht ist, unser in die Jahre gekommener Vermieter denkt da aber etwas anders, wie wir in der ersten Runde Vermieter-Bingo bereits feststellen mussten (wir erinnern uns: Eigentlich gab es bereits einen unterschriftsreifen Vertrag, die Herrschaften sind aber abgesprungen…).

Dienstag, 14:00 Uhr

Die letzten Interessenten schauen die Wohnung an. Wir hatten zwei Timeslots für Montag und Dienstag eingestellt, danach gingen die Daten an den Vermieter (persönlich abgeholt, hat ja keine E-Mail-Adresse…). Die freundlichen Ägypterinnen habe ich als „die Tochter ist in Deutschland geboren und beide können super Deutsch!“ verkauft (was nicht mal gelogen war). So hat sich der Vermieter dazu hinreißen lassen, sich auf die Menschen einzulassen, hatte ein tolles Telefonat und einen Mietvertrag vorbereitet. Yay?

Mittwoch, 13:00 Uhr

Nay. Plötzlich meinen die InteressentInnen, dass 1.3. viel zu früh wäre – obwohl sie uns einen Mieterinformationsbogen entsprechend ausgefüllt und unterschrieben hatten. Ich erkläre unsere Situation (müssten zwei Monate doppelt zahlen und haben massig Zeit und Geld in die Nachmietersuche gesteckt), sie sagt „Sie haben Recht“, um anscheinend kurz darauf dem Vermieter abzusagen…

Mittwoch, den ganzen Tag

Wir streichen nicht die Segel, ich aber gefühlt seit Tagen Wände. Hatten farbige Elemente, die ich alle doppelt weißen musste. Aber das hat irgendwie auch Spaß gemacht. Und man steckt Zeit, Geld und Energie rein und bekommt das raus, was man in etwa erwartet hat. So wunderbar berechnend und vorhersehbar – hach!

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Donnerstag, irgendwann

Weil unser Online-Inserat ja für sieben Tage bezahlt wurde, lassen wir es einfach weiter laufen. Eine türkische Familie meldete sich, kam am gleichen Tag zur Besichtigung vorbei. Helle Begeisterung, man wolle am liebsten direkt mit uns den Vertrag unterschreiben. Nur unsere für über 3.000 Euro erstandene Küche würde er „rausreißen und verkaufen“. Unser Herz blutet, aber wurscht – Hauptsache Nachmieter und er übernimmt sie für den vereinbarten Preis.

Wir bitten die Schwiegereltern in Spé, die abfotografierten Daten der Familie zum Vermieter zu faxen (yep, das geht!). Die bitten wiederum Bekannte darum und die Daten werden versendet. Warten.

Freitag, 10:00 Uhr

Der Vermieter ruft an, er würde die Familie gerne kennen lernen, kann sie aber nicht erreichen. Ob sie denn am Samstag um 10 Uhr zu unserer Wohnungsabnahme kommen könnten. Wir rufen den Familienvater an, erreichen ihn recht schnell und er sagt, er müsse arbeiten. Ab 12 Uhr ginge. Vermieter darüber informiert und den genialen Satz zu hören bekommen: „Wenn er die Wohnung wirklich will, würde er der Arbeit fern bleiben“. Wir können nicht wirklich glauben, welch absurde Züge das Ganze immer wieder zu nehmen weiß. Kurz darauf sagt uns die türkische Familie ab – die Küche sei zu teuer (obwohl zuvor im Mieterinformationsblatt verbindlich und unterschrieben als Übernahme angegeben…). Abgesagt. Klasse.

Freitag, 20:30 Uhr

Die allerallerallerletzten Besichtiger kommen. Nettes Paar mit Kosovarischem Pass, aber in Deutschland geboren. „Wir bekommen seit 8 Monaten keine Wohnung, die wäre super!“. Wir laden sie für den nächsten Tag zur Übergabe ein und bereiten den Vermieter darauf vor, dass da wer kommen wird.

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Samstag, 10:07 Uhr

Der Vermieter kommt, wir laufen drei Minuten durch die Wohnung, zählen Schlüssel und versuchen ihm zu erklären, dass man es als Vorgabe für Nachmieter einbringen kann, dass die Küche übernommen werden MUSS. Er sagt, man könne niemanden dazu zwingen, wir befeuern uns mit eindringlichen Blicken und sprechen in Kompromissen. Der Vermieter hat leider seinen ganz toll vorbereiteten Übergabebogen zuhause vergessen – ich muss Diktat schreiben. Aber alles gut, er tippert das zuhause zusammen und schickt es uns zu. Auf die Nachmieter angesprochen überblickt er den Zettel und winkt bei „Kosovarisch“ ab. Er muss ja aufpassen, sind ja schon so viele Ausländer im Haus…

Samstag, 10:22 Uhr

Die (wirklich letzten) potenziellen Nachmieter kommen. Er fragt, wann sie nach Deutschland gekommen sind, sie antworten, dass sie beide hier geboren sind. Sie reden über Berufe, Einkommen, Umzugstermin – alles super. Dann die Frage: „Rauchen Sie?“. „Naja, gelegentlich auf Parties“. „Ne, Raucher kommen mir hier nicht rein“. Wir wissen jetzt, wieso die vielleicht in dieser Situation etwas naiv rüber kommenden Interessenten seit einer Weile eine Wohnung suchen. Zu ehrlich ist nicht immer gut. Wir reden mehrfach auf den Vermieter ein, dass das heute so ein Trend ist, Gelegenheitsraucher, das passiere aber eben nur außerhalb der Wohnung, in Bars und vor Diskotheken. Er ist skeptisch und will es mit seiner Frau besprechen.

Samstag, 11:15 Uhr

Wir haben die letzten Müllsäcke weggeworfen und Sachen gepackt und wollen zum Bahnhof. Vermieter meldet sich, man wolle die Nachmieter nehmen – solange im Vertrag festgehalten wird, dass nicht geraucht wird. Wir freuen uns. Die Interessenten melden sich und danken uns, wollen die Wohnung unbedingt. Wir freuen uns mit ihnen. Und zweifeln noch immer. Hoffentlich erfolgt dann bis Dienstag der Anruf, dass der Vertrag unterschrieben wurde und wo bitte das Geld für die Küche hin zu überwiesen sei. Dann sind wir auch endlich richtig glücklich und können das nervige Kapitel abhaken. Was. Ein. Akt.

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Ich habe jetzt etliche Nervereien der eigentlichen Umzugsarbeiten mal weggelassen. Aber ja – zu volle Mülltonnen, ein freitags noch spontan eingeschobener Versuch, eine Sperrmüllabholung zu organisieren, die jedoch mit 32 Tagen Wartezeit verbunden wären oder auch einfach nur viel zu viel zu viel zu viele Dinge, die wir irgendwie noch mit nach Berlin transportieren wollen/müssen, kamen noch dazu.

Und ganz nebenbei waren da diese Blogs. Diese Arbeit, das Verkaufen von letzten Dingen über eBay, das Verschenken von alten Schnappsflaschen über Facebook und, und, und. Alles ohne Wlan. Mein sonst recht üppiges Datenvolumen schmolz dahin. Aber ist ja nur bis Samstagabend. Dann sind wir wieder in Berlin und ich kann den Router anstöpseln und endlich wieder richtig arbeiten. Der Umstellungstermin war ja bereits am 21. Februar, bis 23. hatte ich per SMS und E-Mail ja bereits Bestätigungen erhalten, dass alles eingerichtet und funktionsbereit ist. Endlich geht es los mit dem Schritt zurück ins zivilisierte und moderne Leben!

Samstag, 20:00 Uhr

Die DSL-Lampe vom Router blinkt. Soll sie aber gar nicht. Die soll durchgängig leuchten. Aber nach Kabeltausch, Steckdosenwechsel, Feinjustierung, Hilfesuche in App und Papier – es blinkt und blinkt und blinkt. Kein Internet erreicht den Router und meine Laune geht schneller den Bach runter als bei HSV-Fans während Spielen gegen die Bayern. Habe ja noch ein paar hundert MB…

Sonntag, 8:33 Uhr

Auch die letzten Versuche schlagen fehl. Störungsmeldung an die Hotline der Telekom abgegeben. „Techniker ist informiert“ – und kommt dann am Dienstag, zwischen 13 und 20 Uhr. Genauer Termin wäre erst Mittwoch möglich gewesen (am 1., wenn wir eigentlich ganz gerne eine WIN Compilation präsentieren würden…). Als Ausgleich kann ich eine Datenkarte per Post geschickt bekommen (wäre Dienstag da) oder zum T-Punkt gehen. Der ist praktischerweise gegenüber unserer neuen Wohnung, macht unpraktischerweise jedoch erst um 10 Uhr vormittags auf. Bis dahin müssen 100 MB reichen. Und das Wlan im Café zwei S-Bahn-Stationen weiter halten.

Genau da hocke ich nun und tippe diese viel zu vielen Zeilen herunter, ohne Zeit und Nerven zu haben, sie noch einmal gegenzulesen. Ein bisschen stolz bin ich schon auf uns, wie wir diese Woche voller Deadlines und Überraschungen und Wendungen überstanden haben. Kaputt bin ich aber auch und ich will endlich eine ruhige Woche, ohne Termine und Reisen, in der ich einfach ganz normale Arbeitstage habe. Seit Jahresbeginn haben wir nämlich mit Wohnungssuche, Umzugsorga und all dem Kram jede Menge Zeit verschwendet. Jetzt steht unsere neue Wohnung mit Kartons und Möbelstücken voll, wir müssen weitere Möbel suchen und bestellen und ich sehe uns schon den kompletten März damit verbringen, alles heimelig zu machen. Aber der April, der wird bestimmt total entspannt!

Darauf freue ich mich!

Internet! Und Berlin. Vielleicht lerne ich das dann irgendwann mal ganz in Ruhe kennen…

5 Kommentare

  1. Dominik says

    Ihr Armen, was für ein Fiasko. Ich drücke euch die Daumen, dass nun in der neuen Stadt und Wohnung alles ein wenig ruhiger läuft. Und ja, ihr dürft stolz auf euch sein, Andere wären da mit Sicherheit schon verzweifelt. Ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge aus Berlin :)

    • Maik says

      Danke, danke. Stressiger als zuletzt kann es ja kaum laufen, wird schon. Home is where the Wlan ist – wenn das läuft, bin ich optimistisch… ;)

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